Was macht eigentlich der Bürgermeister? RP 15.11.2017

Die Ratsherren Markus Geßmann (vorne li.) und Friedhelm Kung (dahinter) im Gespräch mit Schülern. FOTO: Armin Fischer

Beim Speed-Debating löcherten 70 Neuntklässler Vertreter von Stadt, Vereinen, Parteien und Verbänden mit Fragen.

In der Rheinberger Stadthalle fand gestern eine ganz besondere Debatte statt. Beim „Speed-Debating“ sollten 70 Neuntklässler der Europaschule und des Amplonius-Gymnasiums die Möglichkeit bekommen, Vertreter von Vereinen und Verbänden, Politiker aller Parteien und Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit Fragen zu löchern. „Den Schülern soll die Möglichkeit der Partizipation am kommunalen Geschehen gegeben werden. Wir möchten sie anregen, auch mal mutig ihre Anliegen vorzutragen. Meckern ist dabei ausdrücklich erlaubt“, erklärte Stadtjugendpflegerin. Babette Heimes.

In Vierergruppen saßen die Schüler jeweils vier Minuten den jeweiligen Entscheidungsträgern gegenüber, dann ertönte die Glocke und es ging einen Tisch weiter. An einem davon saßen die Polizeihauptkommissare Uwe Hribsek und Wolfgang Griedel. Den Kontakt mit den Rheinberger Jugendlichen bezeichnen beide als harmonisch, schließlich kennt man sich schon seit der Radfahrausbildung an den Grundschulen.

Die meisten Fragen richteten sich nach der Ausbildung. „Zunächst werden die Bewerber auf Herz und Nieren geprüft. Rechtschreibung ist ganz wichtig und sportlich sollte man sein“, erläuterte Hribsek und sein Kollege Griedel ergänzte augenzwinkernd: „Das Vorstrafenregister darf auch nicht allzu lang sein.“ Der lockere Plauderton ließ Distanzen gar nicht erst entstehen und kam bei den Jugendlichen an.

Viele nutzten die Gelegenheit, von den Kommunalpolitikern Informationen aus erster Hand zu bekommen. „Digitalisierung ist für Rheinberg und unsere Schulen ganz wichtig, wann tut sich da was“, lautete etwa die Frage des Gymnasiasten Marvin Riebot an den FDP-Politiker Ralf Vogel. „Es gibt sehr viele Kommunen im Land, um die wir uns kümmern müssen, das ist nicht ganz so einfach“, so Vogel. Im Fokus des Interesses stand auch das politische Tagesgeschäft in einer Kommune. „Die Schüler sind politisch sehr interessiert, sie stellen viele Fragen zur Kommunalpolitik. Das macht uns viel Spaß“, sagt Grünen-Sprecher Jürgen Bartsch. Weil vier Minuten sehr knapp sich, lädt Ulla Hausmann-Radau die Jugendlichen ein, die öffentlichen Fraktionssitzungen der Partei zu besuchen und dort weitere Fragen zu stellen.

Im Gegensatz zu den Grünen hat Heinz-Wilhelm Jenk (CDU kein ausgeprägtes politisches Interesse wahrgenommen: „Es kamen ein paar Fragen zur Flüchtlingssituation und nach dem Aufbau von Rat und Verwaltung, aber insgesamt schienen mir die Schüler relativ unvorbereitet. Vielleicht sollten die Klassen mal eine Ratssitzung besuchen statt den Düsseldorfer Landtag.“ Ähnlich sieht es der Sozialdemokrat Peter Tullius: „Es wurden hauptsächlich Wünsche an uns herangetragen nach einem Cafè für Jugendliche oder einem Kino. Das politische Interesse war eher mau.“ Selbstverständlich stellte sich auch Bürgermeister Frank Tatzel den Fragen der Teenager. „Welche Aufgaben hat eigentlich ein Bürgermeister?“, wollte Angelo Relota wissen. „Neben der Führung der gesamten Stadtverwaltung repräsentiere ich Rheinberg bei öffentlichen Anlässen. Bei der Eröffnung eines Schützenfestes zum Beispiel steche ich das Fass an.“ Auf die Frage nach anstehenden Projekten konnte Tatzel den Schülern ein Versprechen mit auf den Weg geben: „Wir bauen in der Nähe eurer Schule eine Mehrfach-Turnhalle, außerdem entsteht für 13 Millionen Euro ein Anbau der Europaschule.“

Babette Heimes war zufrieden: „Es ist wichtig für Rheinberg, dass wir in Kontakt bleiben und Schüler sich einbringen können. Wir fragen jetzt die Resonanz ab und wenn die positiv ist, würden wir das gerne wiederholen.“

Von Erwin Kohl

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