Rheinberg soll Kräuterstadt werden RP vom 25.02.2021

Christian Weiss und Franca Cerutti aus Orsoy wollen den Verein Kräuterstadt Rheinberg gründen. Sie sind davon überzeugt, dass die ganze Stadt von diesem Label profitieren könne. Foto: FCCW

Franca Cerutti und Christian Weiss haben ein Konzept erarbeitet, in dem sich alles um die Chancen für die Stadt dreht, die Huflattich, Bärlauch oder Schafgarbe bieten.
Sie wollen einen Verein gründen als Motor für eine Bewegung.
Wie sie sich das genau vorstellen.

Fragt man Franca Cerutti und Christian Weiss danach, wie sie sich Rheinberg in zehn Jahren vorstellen, so muss das Paar nicht lange überlegen: als eine Stadt der Kräuter, sagen sie mit ansteckender Begeisterung – eine Stadt, in der Besucher es genießen können, im Sommer durch die aromatisch duftende Fußgängerzone zu flanieren; eine Stadt, die einen eigenen Duft verströmt.
Mit Lavendel, Zitronenmelisse und Minze bepflanzte Hochbeete auf dem Marktplatz locken Insekten an.
Bei Stadtfesten und Märkten werden Kräuteröle, Kräuterseifen, Duftkissen, Tees und Würzmischungen angeboten.
Die Anwohner legen Wert darauf, ihre Blumenkästen und Kübel überwiegend mit Kräutern zu bepflanzen.
Winterharte und immergrüne Kräuter setzen das ganze Jahr über Akzente.
Der früh blühende Rosmarin bietet Bienen eine erste Nahrungsquelle.
Teile des Innenwalls sind zu Kräuterlehrpfaden umgestaltet worden.
Historische Stätten erfahren durch eine mittelalterliche Heilkräuter-Bepflanzung eine Aufwertung.
Rheinbergs Gastronomen haben Kräuterspezialitäten auf ihren Speisekarten, zum Beispiel ein Basilikum-Honig-Eis.

Die Vision der beiden Orsoyer sieht aber auch anderes vor: Kindergärten und Schulen übernehmen Patenschaften und pflegen ihre eigenen Beete.
Seniorenzentren legen Sinnespfade und Pflückgärten für ihre Bewohner an.
Einmal im Jahr öffnet das Haus Underberg seine Pforten und lässt interessierte Besucher den prächtigen Familiengarten besichtigen.
In der Volkshochschule werden Kochkurse, Aromatherapie-Kurse und Kurse zum Seifensieder mit Heilkräutern angeboten.

Info

Das Stadtmarketing ist bereits eingebunden

Die Initiatoren Franca Cerutti (44) lebt seit 2012 in Orsoy, ihr Mann Christian Weiss (ebenfalls 44 Jahre alt) seit 2015.
Das Paar lebt dort mit drei Kindern. Gemeinsam betreiben Weiss und Cerutti an der Egerstraße 34 eine Praxis für Seelische Gesundheit.
Christian Weiss ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Franca Cerutti ist Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin und Verhaltenstherapeutin. Weiss und Ceruitti engagieren sich seit 2018 als Sachkundige Bürger in der FDP Rheinberg.

Das Konzept Ihre Ausarbeitung zur Kräuterstadt haben die beiden bereits dem Stadtmarketing Rheinberg vorgelegt. Sobald eine Gründungsversammlung möglich ist, möchten sie den Verein Kräuterstadt Rheiberg gründen.

Franca Cerutti und Christian Weiss haben ein Konzept erarbeitet, in dem sich alles um die Chancen dreht, die Huflattich, Bärlauch, Brennnessel oder Schafgarbe der Stadt bieten. „Als wir vor einigen Jahren aus Duisburg nach Orsoy gezogen sind, war das ein sehr bewusster Schritt“, erzählt Cerutti. „Wir haben von außen auf die Stadt geschaut und uns gefragt: Wofür steht die schöne Stadt Rheinberg eigentlich?
Es gibt eine lange Geschichte, es gibt Sehenswürdigkeiten, schöne Gebäude, aber es fehlt ein übergeordnetes Attribut.
Etwas, das man sofort mit dem Namen Rheinberg verbindet.“

Christian Weiss nennt Beispiele: „Idar-Oberstein verbindet man mit Edelsteinen, Hohenstein-Ernstthal mit Karl May, Wittenberg mit Martin Luther, Lübeck mit Marzipan und Xanten ist als Römerstadt weithin bekannt.
Wir möchten erreichen, dass man Rheinberg künftig in einem Atemzug mit Kräutern nennt.“

Daran könne jeder mitwirken, glauben die beiden.
Die Stadtverwaltung ebenso wie Vereine, Freundeskreise, Nachbarschaften, Schulen, Kindergärten, Unternehmen oder Einzelpersonen.
Manches gibt es ja schon. Underberg zum Beispiel, Hersteller des weltbekannten Magenbitters. „Wir haben unser Konzept bereits im Hause Underberg vorgestellt – und Frau Christiane Underberg war ganz begeistert“, schwärmt Franca Cerutti. „Sie hat gesagt, dass sie sich vorstellen könne, den Underberg-Kräutergarten hinter dem Palais in der Innenstadt für Besucher hin und wieder zu öffnen.“

Auch mit Kräutern begrünte Dächer, möglicherweise sogar die Einbeziehung des alten Underberg-Kräuterturms in das Konzept – alles das sei denkbar.
Ebenso „Urban Gardening“, das öffentliche Gärtnern, wie es das bereits ansatzweise in der Reichelsiedlung gibt.
Das Ehepaar aus Orsoy will gar nicht alles neu erfinden, weil eben vieles schon da sei: Initiativen wie „Rheinberg summt“ beispielsweise.
Auch die Volkshochschule mit ihren regelmäßig im Sommer angebotenen Kräuterwanderungen.
Oder der unter der Leitung der Naturpädagogin Maria Gerlach im Aufbau befindliche Naturgarten an den Schulstandorten Budberg und Orsoy.
Auch Blühwiesen sind um Stadtgebiet inzwischen etabliert.

„Wir wollen es schön grün haben in Rheinberg“, sagt Christian Weiss. „Uns kommt es darauf an, alle diese bestehenden Bausteine und viele weitere zusammenzuführen und unter einem Dach voranzutreiben.
Deshalb haben wir vor, einen Verein ,Kräuterstadt Rheinberg’ zu gründen, sobald Corona das wieder zulässt.
Über diesen Verein wollen wir möglichst viele Menschen, die wie wir an diese Idee glauben, mit ins Boot holen.
Die Kräuterstadt Rheinberg muss eine richtige Bewegung werden.“

Im Gegensatz zu Maskottchen wie dem Berliner Bär oder dem Esel von Wesel, die in den jeweiligen Städten punktuell in Form von Statuen oder Büsten das Bild prägen, transformiere der Einsatz von Pflanzen das gesamte Erscheinungsbild von Straßenzügen und verändere Landschaften, so die beiden Initiatoren.
Städte profitierten von einem „Label“, von einem verbindenden Element, heißt es in dem Konzept: „Städte erlangen überregionale Bekanntheit und werden zum Besuchermagneten, wenn sie eine bestimmte Attraktion bereithalten, die sich wie ein roter Faden konsequent durchzieht und sich überall im Stadtgeschehen widerspiegelt.
Eine gut gepflegte Attraktion kann über die Dauer der Zeit zur Tradition werden.“

Von Uwe Plien

 

Das könnte dich auch interessieren …