Städtepartnerschaften überprüfen RP vom 10.10.2021

Eine Straße in Montreuil-sur-Mer, der Partnerstadt von Rheinberg im Norden Frankreichs. Foto: Uwe Plien

Der FDP-Politiker Rainer Mull fragte in der Ratssitzung: Wie steht es um den Kontakt zu den Partnerstädten Hohenstein-Ernstthal und Montreuil-sur-Mer?

Rainer Mull, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Rheinberg, hat sich in der letzten Ratssitzung nach dem Stand Städtepartnerschaft mit dem französischen Montreuil-sur-Mer und Hohenstein-Ernstthal erkundigt. Kontakte, Austausch, Aktivitäten? Fehlanzeige.
Zumindest auf Verwaltungsebene, glaubt Mull.

Herr Mull, sind die Städtepartnerschaften eingeschlafen oder wird nur corona-bedingt pausiert?

Rainer Mull Natürlich spielt die Pandemie eine Rolle. Vieles musste aus diesem Grund pausieren. Aber was die Städtepartnerschaften angeht, hat diese Pause gefühlt bereits lange vor Corona eingesetzt. Im Fall von Montreuil-sur-Mer liegt der Kontakt auf offizieller Ebene schon Jahre zurück. Was Hohenstein-Ernstthal angeht, so erinnere ich mich daran, dass bei einer Neujahrsansprache des damaligen Bürgermeisters Frank Tatzel ein Vertreter aus Sachsen zu Gast war. Seitdem ist mir von Besuchen oder Gegenbesuchen nichts bekannt. Wenn, dann findet der Austausch auf privater Ebene statt.

Welche Vorschläge haben Sie, um die Partnerschaften wiederzubeleben?

Mull Eine Städtepartnerschaft muss mit Leben gefüllt werden und einen Mehrwert für alle bieten, sonst bringt es ja nichts. Ein fertiges Konzept zur Belebung habe ich nicht. Zunächst gilt es für unsere Verwaltung, Kontakt zu den jeweiligen Partnern aufzunehmen, um herauszufinden, ob überhaupt noch Interesse besteht – an gemeinsamen Veranstaltungen und Aktivitäten. Eine Städtepartnerschaft ist schließlich keine Einbahnstraße. Mittlerweile gibt es viele neue Ratsmitglieder, so dass zum Beispiel gegenseitige Besuche interessant wären.

Ist Städtepartnerschaft nun städtische Aufgabe oder sollte man verstärkt auf bürgerschaftliches Engagement setzen?

Mull  Traditionell läuft das Mitein­ander über die Verwaltung. Aber ist das noch zeitgemäß? Das gehört auf den Prüfstand. Eventuell könnte man das Thema beim Stadtmarketing ansiedeln, auch die Werbegemeinschaft könnte mit ins Boot geholt werden. Die neue städtische Kommunikationsstelle könnte moderierend mitwirken. Wie gesagt: könnte. Wie die Partnerschaften organisiert und mit Leben gefüllt werden, das ist noch eine „Black Box“. Wichtig ist zuerst, in den Dialog zu treten, um die Bereitschaft auf allen Seiten auszuloten.

Sind – besonders innerdeutsche – Städtepartnerschaften überhaupt noch zeitgemäß?

Mull Ich möchte gar nicht so weit gehen, diese Frage zu stellen. Aber vielleicht ist es sinnvoll, das Format zu überdenken. Was früher richtig war, muss heute nicht mehr zwangsläufig funktionieren: Stichwort Globalisierung. Wir alle sind mobiler geworden und nutzen das Internet, um uns zu informieren. Grundsätzlich bin ich aber davon überzeugt, dass Austausch – auch der Austausch zwischen Schulen – gut und wichtig ist.

Von Nicole Maibusch

 

 

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